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Gemeindebüro
Kirchspiel Fleisbach-Merkenbach
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Unvergessen ist in Merkenbach die alte Kirche, die früher zusammen mit Schule und Rathaus etwa da, wo heute das Bürgerhaus steht, die Mitte des Ortes bildete. Viele sagen noch heute, mit dem Abriss dieses Ensembles habe man dem Dorf das Herz herausgerissen.
Aber, so hat es Pfarrer Rudolf Feigs im Jahr 1953 in die Chronik des Kirchspiels geschrieben:
„Im Laufe dieses Jahres wurde festgestellt, dass die Kirche in Merkenbach schwere Schäden hat. Nach den Ergebnissen des Ingenieurs …, den das Kreisbauamt beauftragt hatte, ergab sich, dass die Kirche
in Bälde baupolizeilich gesperrt werden muss. Am 27. Dezember kamen in Merkenbach der Denkmalspfleger …, die Vertreter der Kirchenleitung, und (ein Beauftragter) vom Kreisbauamt … zusammen und
beratschlagten die Situation mit den Vertretern der Kirchengemeindevertretung und der bürgerlichen Gemeindevertretung. Das Ergebnis der Beratung war der Beschluss, dass eine neue Kirche gebaut werden
soll. Die alte Kirche soll eingerissen werden.“
Für das Jahr 1954 lesen wir in der Chronik:
„Am 25. Februar wird die Kirche endgültig gesperrt Der Gottesdienst findet von nun an im Evangelischen Vereinshaus statt. Im März wird zur Durchführung des Neubaus ein Bauausschuss gebildet … Am 4.
August wird der beginn der Bauarbeiten mit einem Kurzgottesdienst am Bauplatz begonnen und zwar um 7:00 Uhr. Der Ansprache lag das Wort Kolosser 3, 17 zugrunde.
Am 22. August findet die Grundsteinlegung statt.“
Im Grundstein wird eine Kassette eingemauert, die die Pläne der neuen Kirche, ein Bild der alten Kirche und eine Urkunde über die Grundsteinlegung enthält. Diese Urkunde nennt als veranschlagte
Kosten des Neubaues die Summe von 150.000,00 DM. Die Abrechnung wird später die Gesamtsumme von 205.641,00 DM ergeben.
Pfr. Feigs schreibt: „ Die Urkunde endet mit den Worten: Möge Gott seinen Segen auf den Bau und Bestand seines Hauses legen … Der Grundstein trägt die Inschrift 1. Kor. 3, 11. Es war das Wort, das
auch meiner Ansprache zugrunde lag.“
Anfang der 90er Jahre erhält die Kirche im Innenraum eine farbliche Gestaltung: Untypisch für reformierte Gemeinden kommen später weitere Bildmotive hinzu. Erdfarben, die sich harmonisch an die
bestehenden Kalk- und Sandsteinen orientieren, umfassen seitdem die Fensterbögen, die Deckenkonstruktion und die Orgelempore. Damaris Wurmdobler gestaltet 1992 die Wände und den Chorraum neu. Neben
den zarten Rot- und Umbratönen entsteht ein Bilderzyklus mit Darstellungen aus dem Leben Jesu: „Die Auferstehung“ im Osten des Chors zeigt den Engel am Grab Jesu, der den erschrockenen Frauen die
Botschaft bringt, „Er ist nicht hier. Er ist auferstanden“. Im Süden findet sich „die Hochzeit zu Kana“: Maria weist ihren Sohn Jesus daraufhin, dass kein Wein mehr da sei. Daraufhin verwandelt Jesus
das Wasser zu Wein. Im Westen des Chores ist Jesus auf dem Ölberg dargestellt. Und im Norden schließt sich das Motiv der Grablegung Jesu an.
Der Bilderzyklus erinnert an den Lauf eines Menschenlebens. Im Osten der Anfang, die aufgehende Sonne, im Süden die Blüte und Frucht, der Mittag des Lebens, im Westen nähert sich der Abend, das Leben
neigt sich dem Ende zu. Mit dem Norden kommt schließlich die Nacht, das Ende des Lebens, die Grenze ist überschritten. Der Kreis schließt sich mit der Hoffnung, dass im Tod schon der Keim für ein
neues Leben liegt, das im Osten seinen Anfang nimmt.
Im inneren Kreis der Chordecke finden sich die vier Symbole der Evangelisten wieder, wie sie in romanischen Kirchen zu finden sind: der Mensch steht für Matthäus, der Löwe für Markus, der Stier für
Lukas und der Adler für Johannes. Diese Symbolik geht auf eine Vision des Propheten Hesekiel zurück, die in der Offenbarung des Johannes wieder aufgegriffen wird.
Pfarrer Bernd Hagen erklärt: „Vier Sternbilder, die über Kreuz am Himmel stehen und im Lauf des Jahres um den Nordstern kreisend ihre Plätze tauschen, tragen nach alter Vorstellung das
Himmelsgewölbe, auf dem in der Mitte Gottes Thron steht. Die Visionen des Hesekiel beziehungsweise des Johannes gestalten diese Vorstellung jüdischem beziehungsweise christlichem Glauben entsprechend
um. Die Kirchenväter deuten dann später diese den Thron Gottes umgebenden Wesen als die Evangelisten“.
Die Kirchenmalerin Damaris Wurmdobler hat die Anordnung in der Merkenbacher Kirche etwas verändert. So stehen Löwe und Adler sowie Mensch und Stier eben nicht diagonal gegenüber.
Für 1955 schreibt Pfarrer Feigs in die Chronik:
Am 1. März wurde in der Bauausschusssitzung beschlossen, dass die neue Kirche in Merkenbach eine kupferbeschlagene Tür haben soll und zwar mit der Darstellung des dreieinigen Gottes in seinem Handeln
an uns. … Themen der Fenster: Auferstehung unseres Herrn, sowie die Ausgießung des Heiligen Geistes. Ebenfalls wurde beschlossen, die beiden Glocken aus der alten Kirche in die neue zu übernehmen,
aber einen Glockenstuhl für vier Glocken zu errichten. … Die Anlage der Turmuhr wurde von der bürgerlichen Gemeinde übernommen …
Altar und Taufstein, sowie der Bodenbelag des Chorraumes wurden aus dem weißen Sandstein von Flonheim mit einen ihm eigenen rötlichen und bläulichen Äderungen bereitet. … Die Gesamtkosten der Orgel
betrugen 19.934,19 DM. … Am 11. Dezember fand die Einweihung der neuen Kirche statt. …
So habe ich das Gotteshaus, nachdem Propst Herbert mir den Schlüssel zur Kirche überreicht hatte, mit dem Wunsch aufgeschlossen, dass es nun durch Gottes Gnade auch eine wirkliche Stätte des Segens
für die Gemeinde werde.“
Die Kirche ist auf jeden Fall ein näheres Hinsehen wert. Wer sich dazu auf den Weg macht, sollte seine Aufmerksamkeit auch auf die Kirchentür lenken, die ein ganz besonderes Schmuckstück ist.
Die kupferbeschlagene Tür zeigt das Handeln Gottes an den Menschen: Der Regenbogen erinnert an den neuen Bund im Alten Testament, das Kreuz an die Heilstat Jesu im Neuen Testament, der Erlösung von den Sünden und die Auferstehung von den Toten. Gestaltet wurde die Tür vom Gold- und Kupferschmied Hans Philipp aus Biebesheim.
Den Menschen in Merkenbach, so sagte es die Ortsvorsteherin Bärbel Arhelger beim Kirchenjubiläum, ist ihre Kirche auch heute so wichtig wie am Tag ihrer Einweihung. Eine lebendige Gemeinde trifft sich in ihr zum Gottesdienst.
Quellen:
„350 Jahre Ev. Pfarrei Fleisbach-Merkenbach“,
Ev. Kirchengemeinde Fleisbach-Merkenbach, 1987
„Die Geschichte der Sinner Kirchen“,
Karl-Heinz Kraetzer, Sinn, 2001
„Die Fleisbacher Kirche“,
Gerhard Vorländer, Fleisbach, 2004
„350 Jahre Kirchspiel Fleisbach-Merkenbach“
Bernd Hagen, Fleisbach, 2012
Wikipedia